Historie
Geschichte
Im 19. Jahrhundert bildete sich in Biberach wie in vielen anderen Städten auch, eine Reihe von geselligen Vereinen, z.B. das „Kasino“, die „Bürgergesellschaft“ und der „Kaufmännische Verein“. Sie boten dem Bürgerstand Gelegenheit zu Tanz, zu allerlei Zeitvertreib und frohen Festlichkeiten. Gleichzeitig waren sie auch Heiratsmärkte, denn für einen jungen Mann der damaligen Zeit war der Tanzboden eine der wenigen Möglichkeiten, ein junges Mädchen aus „besserem Hause“ überhaupt kennen zu lernen. So hatten die genannten Vereine neben der Veranstaltung von Lustbarkeiten und Bällen eine durchaus nützliche soziale Funktion.
1984 beging die Stadt Biberach die 900 Jahr-Feier. Die Vorbereitungen liefen bereits 1983 auf Hochtouren. Der eigens dafür gegründete „Verein Stadtfest e.V.“ hielt die Fäden in der Hand. Die Initiatoren des „Tanz durch die Jahrhunderte“ legten großen Wert auf Authentizität und einen regionalen Bezug . Für jedes Jahrhundert fand sich ein Anknüpfungspunkt in der Biberacher Stadtgeschichte.
So ist im Biberacher Stadtarchiv u.a. eine Original-Einladung zu einem „Bürgerball am Samstag, dem 19. Januar 1901 abends 7 ½ Uhr im Gasthof zur Krone“ zu finden. Tanz-Ordnung: Polonaise mit Walzer, Schottisch, Mazurka, Francaise, Ländler, Schottisch, Walzer – Pause – Walzer, Polka, Lancier, Mazurka, Francaise Ländler, Marzurka.
Eine Gruppe von 26 Tanzpaaren, hervorgegangen aus der Tanzsportabteilung der „Turngemeinde 1847 Biberach e.V.“, die Aufgabe einen „Bürgerball zu Bismarck’s Zeiten“ darzustellen. Lenchen Busch aus München, eine Expertin für historische Tänze, konnte als fachliche Beraterin gewonnen werden. An einem Wochenende brachte sie den Tänzern die Schritte und Figuren für die Lancier-Quadrille, Francaise und Galopp bei. Nun galt es in wöchentlichem Training unter der Leitung von Ingrid Hellgoth die Tänze einzustudieren.
Zeitgleich liefen die Bemühungen um zeitgemäße Garderobe für die Damen und Herren. Dafür zuständig war damals schon Gabriele Dobert. Sie lieferte die Entwürfe für die Damen-Kostüme und suchte zusammen mit Jürgen Hohl die passenden Stoffe aus. Die Herren-Kostüme (Frack, Gehrock, bzw. Cut) wurden von der Uniformfabrik Negele in Tübingen angefertigt. Die Herren-Westen, Frack-Fliegen oder Plastron, sowie Damen-Kostüme mit den Accessoires wurden von den Damen unter Anleitung von Schneiderinnen selbst gefertigt.
Der notwendige zeitliche Aufwand für Proben und Näharbeiten war enorm und das Engagement der Beteiligten riesig.
Neben einem Schauspiel auf dem Biberacher Marktplatz „Bürgerzwist und Schwedennot“ und einem „Jahrmarkt zu Urgroßvaters Zeiten“ fand der „Tanz durch die Jahrhunderte“ mit 4 Tanzgruppen und ihren Musik-Ensembles statt. Die Premiere vor ausverkauftem Haus in der Stadthalle war ein großer Erfolg. Zwei weitere Vorstellungen fanden unter freiem Himmel „in Biberachs Guter Stube“ – dem Marktplatz statt . Der Zuspruch der Bevölkerung war so groß, dass die Organisatoren nicht lange überlegen mussten, die Veranstaltung als festen Bestandteil ins Biberacher Schützenfest zu integrieren.
Nach einigen Jahren wurde die Choreographie geändert. Die Touren in der Lancier-Quadrille wurden gekürzt (inzwischen werden nur noch 3 von insgesamt 5 Touren getanzt). Im Mittelteil folgt der Galopp auf „Unter Donner und Blitz“ von Johann Strauß. Der dritte Teil nennt sich „La Chauve Souris“ und ist ein Potpourri aus der „Fledermaus“ mit Walzer, Francaise u. Mazurka. Die Musik für den Galopp und das Fledermaus-Potpourri arrangierte der damalige Musikdirektor Peter Marx und die Choreographie lag in den bewährten Händen von Ingrid Hellgoth, der Leiterin der Bürgerball-Gruppe.
Im Jahr 2001 gewann die Veranstaltung „Tanz durch die Jahrhunderte“ noch mehr an Attraktivität. Es wurden die Tänze aus dem kürzlich abgelaufenen 20. Jahrhundert aufgenommen. Tänze wie Charleston, Boogie Woogie, Rock’n Roll und Break Dance lockten jedes Jahr so viele Zuschauer an, dass seit 2008 die Generalprobe als 3. Auftritt dazugenommen wurde.
Von 2002 bis 2009 übernahm Gabriele Dobert die Gruppe. Unter ihrer fachkundigen und unermüdlichen Leitung wurden die einzelnen Tanzpassagen immer weiter, bis zum heutigen Stand, optimiert.
Das Jahr 2010 stellte uns dann vor eine große Herausforderung! Nach einer Krisensitzung mit Vertretern der Schützendirektion, bei der uns mitgeteilt wurde, dass wir in diesem Jahr ohne Vorstand und Tanzlehrer über die Schützensaison kommen müssen, nahmen die Bürgerballer ihr Schicksal spontan selber in die Hand. Wir wählten „Gruppensprecher“. Diese leiten uns mit großem Engagement durch die Proben, halten den wichtigen Kontakt zur Schützendirektion und kümmern sich um die zahlreichen organisatorischen Dinge.