Wir über uns
Der schwere Weg zum noblen Bürgerbäller
oder: „Stelled Sie sich vor Sie wered soo fotografiert!“
Wem gefallen sie nicht: Die eleganten Damen in ihren herrlichen Kleidern und die noblen Herren, die beim Schützenfestumzug mit ihrem strahlenden Lächeln durch Biberachs Altstadt prominieren und beim Tanz durch die Jahrhunderte sicher und mit leichten Schritten über den Marktplatz schweben.
Gemeint ist natürlich der Bürgerball zu Bismarck’s Zeiten!
Ja, bei dieser Gruppe, da wollten wir auch gerne dabei sein:
„Ha ja, des wird scho id so schwer sai. Dia bar Schridd, wär i scho nagriaga,“ so dachte mancher von uns. Beim ersten Treffen der Neulinge im Januar erfuhren wir zunächst einiges über das Organisatorische und erhielten einen kompletten Probenplan. Aha, da muss ja doch ordentlich geübt werden, fiel uns auf.
Bei den ersten Anfängerproben stellten wir noch ganz andere Dinge fest, nämlich, dass das Ganze wirklich „koi oifacha Hupferei“ ist. Französische Wörter wie „en avant“, „tour de main“ und „chaine anglaise“ flogen uns um die Ohren. Dazu gehörten die genauen Schritte und eine exakte Körperhaltung. Gabi Dobert, unsere Chefin mit ihrem Klaus, auch John genannt, gab sich wirklich Mühe, uns alles genau zu erklären, aber dennoch wollten unsere Beine nicht immer so mitmachen, wie es den beiden gefallen hätte. So gab es zu Hause nach dem Training manche Diskussion. Wir waren zwar vorgewarnt worden, nicht wegen des Tanzens zu streiten, aber die eine oder andere Bemerkung wie „Jetzt merke ich erst, dass du dich ja gar nicht führen lässt!“ oder „Frau Dobert hat Recht: „Du machst viieel zu große Schritte!“ oder „Wie soll ich mit Dir eine Drehung hinkriegen, du lässt mir ja gar keine Chance!“.... blieben trotz allem nicht aus.
Trotzdem traten wir tapfer wieder zum nächsten Montagstraining an, bei dem wir uns erneut mehr oder weniger (!!) elegant über das Parkett bewegten und manchmal dachten: Das lerne ich nie! Jeder von uns hatte mal einen „schwarzen“ Trainingstag, an dem es hieß: „Des ka´s id sei!... so han i des aber id zoigd!“ Spätestens nach dem Satz: „Stelled Sie sich vor, Sie wered soo fotografiert!“ war klar, dass es noch viel zu tun gab.
Als wir dann zum ersten Mal nach der Anfängerprobe ein gemeinsames Training mit den – wie es so schön heißt – bestehenden Paaren hatten, freuten wir uns sehr, wie freundlich und offen wir als neue Paare aufgenommen wurden. Beeindruckt waren wir, als die Gruppe uns die gesamte Programmfolge vortanzte, entsetzt jedoch darüber, wie wir das alles bis Schützen in den Kopf und erst recht in die Beine kriegen sollten. Lächeln sollte man auch noch und „flirten, was das Zeug hält“. Dies fiel uns grundsätzlich nicht schwer, allerdings war das Problem, dass wir nebenbei noch tanzen mussten.
Da wir Anfänger uns untereinander auf Anhieb prima verstanden und merkten, was wir noch alles lernen mussten, trafen wir uns zusätzlich einmal wöchentlich privat, anfangs zu Hause in den Wohnzimmern, später, als der Platz zum Tanzen durch das Beiseiterücken der Stühle dann aber nicht mehr ausreichte, organisierten wir verschiedene größere Räumlichkeiten. An diesen Abenden hatten wir viel Spaß und der gesellige Teil kam hier bei weitem nicht zu kurz. Allerdings hatten wir manchmal zehn verschiedene Meinungen zu einem Tanzschritt, deshalb holten wir uns unsere Trainer Gabi und Klaus Dobert mit ins Boot. Das Vereinsheim in Mittelbiberach, welches Wolfgang Wahl für uns organisierte, diente uns von nun an als dauerhafte Einrichtung für unsere Zusatzproben.
Schützen rückte für uns in erreichbare Nähe als Gabi die Termine zur ersten Anprobe nannte. Bis wir neuen Paare alle perfekt eingekleidet waren, verbrachte unsere Trainerin etliche Stunden in ihrem Nähzimmer, aber der Aufwand hatte sich gelohnt und wir freuten uns riesig über unser neues elegantes „Outfit“ zur Zeit Bismarck’s.
Nach all diesen Vorbereitungen war es geschafft: An Schützen durften auch wir als elegante Bürgerinnen und Bürger durch Biberachs Straßen promenieren und über den Marktplatz schweben. Wir wurden auch fotografiert – es waren schöne Fotos!
An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an Gabi und Klaus Dobert sowie an die bestehenden Paare, die uns so toll beim Training unterstützt haben.
Helga und Gerd Hofheinz