Geschichte

Die Entstehung der Gruppe

Die Gruppe Bürgerball Biberach

Das Zeitalter des Reichskanzlers Otto von Bismarck (1815-1898) war das Goldene Zeitalter des Bürgertums, der Geselligkeit und dem Tanz sehr zugeneigt.

Es bildeten sich gesellige Vereine, die dem Bürgerstand Gelegenheit zum Tanz und frohen Festlichkeiten boten. Gleichzeitig waren sie auch Heiratsmärkte. Für einen jungen Mann in jener Zeit war der Tanzboden eine der wenigen Möglichkeiten, ein junges Mädchen aus “besserem Hause” kennenzulernen.

 

Kaiserin Eugenie von Frankreich, die Gemahlin Napoleons III., sowie Kaiserin Elisabeth von Österreich (Sisi), waren die Schönheitsideale der damaligen Zeit und dienten als Vorbild für die Roben der Damen.

 

1984 beging die Stadt Biberach ihre 900 Jahr-Feier. Der eigens dafür gegründete „Verein Stadtfest e.V.“ hielt die Fäden für die Organisation der Feierlichkeiten in der Hand. Die Initiatoren des „Tanz durch die Jahrhunderte“ legten großen Wert auf Authentizität und einen regionalen Bezug . Für jedes Jahrhundert fand sich ein Anknüpfungspunkt in der Biberacher Stadtgeschichte.

 

Eine Gruppe von 26 Tanzpaaren, hervorgegangen aus der Tanzsportabteilung der „Turngemeinde 1847 Biberach e.V.“, hatte nun die Aufgabe, einen „Bürgerball zu Bismarck’s Zeiten“ darzustellen. Frau Lenchen Busch aus München, eine Expertin für historische Tänze, konnte als fachliche Beraterin gewonnen werden. An einem Wochenende brachte sie den Tänzer:innen die Schritte und Figuren für die Lancier-Quadrille, Francaise und Galopp bei. Ab da galt es in wöchentlichem Training unter der Leitung von Ingrid Hellgoth die Tänze für die Auftritte einzustudieren. 

 

Zeitgleich liefen die Bemühungen um zeitgemäße Garderobe für die Damen und Herren. Dafür zuständig war damals Gabriele Dobert. Sie lieferte die Entwürfe für die Damen-Kostüme und suchte zusammen mit Jürgen Hohl die passenden Stoffe aus. Die Herren-Kostüme (Frack, Gehrock, bzw. Cut) wurden von der Uniformfabrik Negele in Tübingen angefertigt. Die Herren-Westen, Frack-Fliegen oder Plastron, sowie Damen-Kostüme mit den Accessoires wurden von den Damen unter Anleitung von Schneiderinnen selbst gefertigt. Der notwendige zeitliche Aufwand für Proben und Näharbeiten war enorm, aber das Engagement der Beteiligten riesig.

 

Neben einem Schauspiel auf dem Biberacher Marktplatz „Bürgerzwist und Schwedennot“ und einem „Jahrmarkt zu Urgroßvaters Zeiten“ fand der „Tanz durch die Jahrhunderte“ mit vier Tanzgruppen und ihren Musik-Ensembles statt. Die Premiere vor ausverkauftem Haus in der Stadthalle war ein großer Erfolg. Zwei weitere Vorstellungen fanden unter freiem Himmel „in Biberachs Guter Stube“ – dem Marktplatz statt . Der Zuspruch der Bevölkerung war so groß, dass die Organisatoren nicht lange überlegen mussten, die Veranstaltung als festen Bestandteil ins Biberacher Schützenfest zu integrieren.

 

Nach einigen Jahren wurde die Choreographie der Bürgerball Gruppe geändert. Die Touren in der Lancier-Quadrille wurden gekürzt. Im Mittelteil folgt der Galopp auf „Unter Donner und Blitz“ von Johann Strauß. Der dritte Teil nennt sich „La Chauve Souris“ und ist ein Potpourri aus der „Fledermaus“ mit Walzer, Francaise u. Mazurka. Die Musik für den Galopp und das Fledermaus-Potpourri arrangierte der damalige Musikdirektor Peter Marx und die Choreographie lag in den bewährten Händen von Ingrid Hellgoth, der Leiterin der Bürgerball-Gruppe. 

 

Von 2002 bis 2009 übernahm Gabriele Dobert die Gruppe. Unter ihrer fachkundigen und unermüdlichen Leitung wurden die einzelnen Tanzpassagen immer weiter, bis zum heutigen Stand, verfeinert.

 

Das Jahr 2010 stellte uns dann vor eine große Herausforderung! Nach einer Krisensitzung mit Vertretern der Schützendirektion, bei der uns mitgeteilt wurde, dass wir in diesem Jahr Leitung über die Schützensaison kommen müssen, nahmen die Bürgerballer ihr Schicksal spontan selbst in die Hand. Die Verantwortlichen aus den eigenen Reihen leiten uns seitdem mit großem Engagement durch die Proben, Auftritte und Umzüge, halten den Kontakt zur Schützendirektion und kümmern sich um die zahlreichen organisatorischen Dinge.